Nachdem wir an unserem ersten Abend bei Pizza und Vino
unsere Reisegruppe kennengelernt haben, beginnt unser erster Arbeitstag für arteFakt-
die Olivenölkampagne. Wie Prinzessinnen schliefen wir im kleinen süßen Antik-Hotel
in Bitonto, das Conrad für uns ausgesucht hatte.
Uns wird klar: das ist kein Auftrag eines klassischen
Unternehmens. Es fühlt sich an wie eine Familie, die gemeinsam wirtschaftet. Und
von Anfang an fühlen wir uns als Teil davon.
Nach einem Besuch auf dem lokalen Markt packen wir unser
Auto und fahren raus aus der Stadt und rein in die Prärie. Auf dem Weg holen
wir Anna ab - sie betreut für arteFakt den Museumshain, der sich nahe Bitonto
in Palombaio befindet. Museumshain? Ganz können wir uns noch nicht vorstellen,
was sich hinter diesem zusammengesetzten Wort verbirgt. Gespannt beobachten wir
die Umgebung aus dem Autofenster. Dabei erstreckt
sich ein völlig neuer Blick: Olivenbäume. Soweit das Auge reicht. Einer neben dem
Anderen. Schachbrettmusterartig.
Wir erreichen den Zielort und spüren direkt: der arteFakt-Olivenhain
ist anders als die Anderen.
Die Oliven teilten sich das Feld mit Mandeln, Zitrusfrüchten
und Weintrauben. Aus ihm versorgte
sich die Familie mit all den Früchten und
Kräutern, die zum Leben gebraucht wurden.
Anna führt uns über das Gelände, zeigt uns verschiedene
Wildkräuter und Baumarten und wir besichtigen den Trullo, der mit
Stiftungsgeldern wieder aufgebaut wurde. Ein Trullo ist ein aus Steinen trocken
aufgeschichtetes Rundhaus, in dem die Helfer zur Erntezeit wohnten.
Wir pflücken frischen Oregano für unsere Mittags- Foccacia in der Sonne und nehmen Platz auf dem kleinen Steinplatz, dessen Mitte ein wunderschöner rosa-Pfeffer-Baum schmückt. Ein schöner Ort für eine entspannte Mittagspause und einen Plausch. Wir kommen mit Anna ins Gespräch über Land, Leute und natürlich den Olivenhain.
Wir pflücken frischen Oregano für unsere Mittags- Foccacia in der Sonne und nehmen Platz auf dem kleinen Steinplatz, dessen Mitte ein wunderschöner rosa-Pfeffer-Baum schmückt. Ein schöner Ort für eine entspannte Mittagspause und einen Plausch. Wir kommen mit Anna ins Gespräch über Land, Leute und natürlich den Olivenhain.
Sie ist glücklich, den idyllischen Museumshain zu versorgen.
Jedes Jahr kommen Helfer und Besucher, um die Ernte einzuholen. Daraus wird das
Museums-Olivenöl gepresst.
Wir fragen uns, warum der Museumshain eine Ausnahme ist - warum ist es sonst so kleinkariert und eintönig in den Outbacks von Italien geworden?
Auf modernen Olivenhainen werden die Bäume
schachbrettmusterartig in Monokulturen
angebaut.Grund dafür sind die
Bestimmungen der EU-Subventionen. Um eine höchstmögliche Förderung zu erhalten,
wenden die Landwirte eine mathematische Formel an. Diese verlangt einen etwa
halb so großen Abstand der Bäume im Vergleich zu traditionellen Anbauarten und
dass lediglich
"artenreine" Bäume zusammen wachsen.
Diese Art des Anbaus hat den Vorteil, dass die Bäume einfach
mit Maschinen erreicht und abgeerntet werden können. Es ist schlichtweg
effizienter.
Doch wie Conrad so schön sagt: "Die Ästhetik geht
verloren und das verdirbt die Stimmung! Der Olivenhain ist kein romantischer
Garten mehr, sondern ein Hochleistungsfeld mit einer nach
Mathematik anmutenden Natur."
Mathematik anmutenden Natur."
1. Sie sind anfälliger für Schädlinge.
2. Qualität und Artenvielfalt gehen verloren.
Es werden schnell wachsende und flach wurzelnde
Hybridpflanzen ertragreicher Olivensorten verwendet. Diese werden mit einer
Nährlösung versorgt, maschinell kurz geschnitten und geerntet. Eine Lebensdauer
von fünfzehn Jahren soll nicht überschritten werden. Eine aromatische Olive
benötigt aber lange Wurzeln und Zeit, diese auszubilden, denn Aromen bilden
sich aus den tieferen mineralischen Erdformationen.
Conrad wollte den Entwicklungen nicht tatenlos zusehen und
erwarb „mal eben“ den Hain. Als er sich entschied, das Stück Land nicht den
EU-Förderrichtlinien zu unterwerfen, schüttelten einige Einheimische mit den
Köpfen.
Sein Ziel: Landschaftskultur in seiner ursprünglichen Form
erhalten.
Gesagt, getan - der
Museumshain wurde gegründet.
Auf einem Museumshain wird die vergangene Alltagskultur rund
um die Olive erhalten. Diese Museen produzieren Öl, sind aber nicht im klassischen
Sinne ökonomisch nachhaltig. Ein kreatives Finanzierungskonzept musste her.
Beim Durchstreifen des Haines fällt uns auf, dass die
Olivenbäume mit kleinen Schildern versehen sind. Darauf sind die Vor- und
Zunamen der vielen Finanzierer*innen vermerkt.
Bei arteFakt können wir alle zu Paten werden – Baumpaten -
und unseren Namen an einem Baum lesen. Wir kaufen einen Baum, je nach Größe
kostet das 100 – 300€, dieser kommt zur Fläche hinzu und wird von
ortsansässigen Landwirten wie Anna nach ökologischen und historischen Kriterien
revitalisiert und bewirtschaftet. Das heißt: Der Museumshain kann wachsen.
Wir sind begeistert! arteFakt setzt ein klares Zeichen,dassAlternativen
möglich sind. Es braucht einen kreativen Finanzierungsansatz, aber wir sind
nicht per se gezwungen, uns der Effizienzbewegung anzuschließen.
Wir verlassen den Garten mit dem Gedanken: "Es lebe die
Ästhetik! Viva la Vielfalt."
Wir lieben lernen
- Neben dem Teebusch gilt der Olivenbaum als die älteste von Menschenhand kultivierte Pflanze.
- Auch der Olivenbaum ist eigentlich ein Busch - undurchdringlich in seinem üppigen Wuchs. Erst zum Baum gezogen, kommen wir an seine leckeren Früchte.
- Die Bäume sind oft viele hundert, manche Exemplare sogar tausend Jahre alt. Damit werden sie zu Naturdenkmälern.
- Dein Traum / deine Vision: ein eigener Gemüsegarten.
- Dein Lieblingsessen: Spaghetti mit Tomaten und Basilikum.
Video: Mirjam